Text von Uwe Anhäuser, Hunsrück und Naheland, DuMont-Kunst-Reiseführer, 1987
Das 1259 zur Stadt erhobene Kirchberg wird aufgrund der Erwähnung durch Ausonius (371) als somit nachweislich älteste Siedlung auf dem Hunsrück angesehen. Jedenfalls erscheint die historische Kontinuität als Wohnort hier deutlicher als anderenorts: Der römische Ortsname übertrug sich auf ein fränkisches Königsgut, das 995 als ›praedium Domnissa‹ beglaubigt und erst nach Gründung einer Kirche unter den Karolingern zum 1129 erstmals erwähnten ›Chiriperg‹ wurde.
Analog dazu konnten durch Grabungen in der katholischen Michaelskirche über dem römerzeitlichen Niveau die Baureste von Gotteshäusern des 8., 10. und 11. Jahrhunderts festgestellt werden. Noch vom Anfang des 13. Jahrhunderts stammen fünf Geschosse des Turmes, der um 1500 aufgestockt und nach 1689 mit einem Schweifdach und darübergesetzter Laterne zur jetzigen Gestalt vollendet wurde. Die dreischiffige Hallenkirche zu vier Jochen (um 1490) mit ihrem einschiffigen Chor (zwei Joche mit 5/8-Schluss; ca. 1460) wirkt im Inneren eher schlicht; schlanke Rundpfeiler ohne Kapitelle stützten die Kreuzgewölbe. Während einer Restaurierung 1967-1969 fand man mehr als 70 Steinmetzzeichen. Die zur selben Zeit rekonstruierte Ausmalung bezog sich auf historische Vorbilder, darunter florale Ornamente aus spätgotischer Zeit, die noch in spärlichen Resten am Gewölbe des Langhauses angetroffen wurden.
Eine Sandsteinkanzel (um 1490) gefällt durch spätgotisches Blendmaßwerk ihre Brüstung. Auf dem Hochaltar erblickt man ein Gemälde des hl. Michael (um 1720). In der Kirche und auch an ihren Aussenmauern finden sich Epitaphien (15.-18. Jh.) für Angehörige der städtischen Oberschicht; herausragend ein Bildnisgrabstein (1491) und vor allem das qualitätsvolle Denkmal für Katharina Hoising (gest. 1577) aus Johann von Trarbachs Simmerner Werkstatt. Bis zum Jahr 1956 diente die Michaelskirche beiden Konfessionen. Seither wird evangelischer Gottesdienst in der modernen Friedenskirche (am Stadtausgang in Richtung Simmern) gehalten. Auf der Rasenfläche vor diesem neuzeitlichen Bauwerk steht neben einem alten Ziehbrunnen ein um 1780 errichteter zierlicher Pavillon aus der badischen Herrschaftsperiode. Unter einem weit vorspringenden Schieferdach wirkt das achteckige Gebäude mit seinen ovalen Fensterchen wie ein kapriziöses Schmuckkästlein aus jener ›Zopfzeit‹ im Übergang zwischen Rokoko und Klassizismus.
An die ehemals starke Stadtwehr Kirchbergs, deren Grundzüge lediglich mittels Verfolgung von Baufluchten stellenweise noch erkenntlich sind, erinnert kein architektonischer Rest. Aber im Zentrum um den Marktplatz findet man neben mehreren prächtigen Fachwerkhäusern noch zahlreiche Profanbauten aus dem 17./18. Jahrhundert, darunter auch am ehemaligen Burghaus der Herren von Eich (Hauptstraße 71-75) interessante Details in Gestalt eines Wappens und einer Wendeltreppe von 1578. Das katholische Pfarr- und Gemeindehaus (1765) stellt das bauliche Relikt eines längst aufgelösten Piaristenklosters dar; über seinem Portal erblickt man das markgräfliche Wappen von Baden (Kopie). Das frühere badische Gendarmerie-Gebäude lieferte barocke Bauteile für einen Neubau von 1978 (Hauptstraße 19, am Marktplatz). Dieses fallen allerdings weniger auf als die in einer Nische desselben Hauses aufgestellte Nepomuk-Statue, die höchstwahrscheinlich vormals auf einer Brücke über dem Graben der alten Stadtwehr stand. Dem Brückenheiligen, dessen legendären Sturz in die Moldau übrigens auch das Ölbild eines Seitenaltars in der Michaelskirche zum Motiv hat, wurde sein ursprünglicher Standplatz sicher durch die Zerstörungen von 1689 entzogen. Die letzten Wasserflächen des Stadtgraben sind dagegen erst Mitte dieses Jahrhunderts verschwunden.
Unter dem Teufelsfels
Die gegen Süden aus der Stadt weisende Strecke nach Kirn führt zunächst über die wellige Hochfläche bis Dickenschied. Zwei Kirchen krönen den Umriss dieses landschaftlich schön gelegenen Ortes. Den vierzehn Nothelfern ist der Bau für die katholische Gemeinde geweiht; 1842-1844 errichtet, ahmt er romanische Formen nach. Bemerkenswert sind eine spätgotische Pietà sowie die Ausstattung (18. Jh.), darunter zwei Heiligenfiguren. Die evangelische Pfarrkirche ist jüngeren Datums: Baumeister Hans Best aus Bad Kreuznach gestaltete 1914-1916 diesen Saalbau in barockisierenden Formen, die aber auch deutlich vom Jugendstil beeinflusst erscheinen (z. B. Ornamente an hölzernen Pfosten der Orgeltribüne).
Dickenschieds evangelisches Gotteshaus war seit 1934 Wirkungsstätte des Pfarrers Paul Schneider (1897-1939), der als ›Prediger von Buchenwald‹ zum Blutzeugen des christlichen Glaubens während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft geworden ist. Er liegt auf dem Gemeindefriedhof vor dem Ortseingang aus Richtung Kirchberg bestattet. Die evangelische Kirche im Rheinland ehrt den im KZ umgebrachten Märtyrer als Vorbild für kompromisslose Standhaftigkeit im Glauben.
Auch in anderer Hinsicht hat der Landschaftswinkel um Dickenschied, zwischen Kirchberg und dem Lützelsoon, zeitgeschichtliche Geltung erlangt. Fährt man nämlich durch das winzige Fachwerkdörfchen Rohrbach südwärts weiter, kommt man nach wenigen Minuten zu einer Straßenkreuzung im freien Feld, die rechterhand nach Woppenroth abzweigt, das als ›Schabbach‹ in der unterdessen weltweit bekannten Fernsehserie ›Heimat‹ hauptsächlicher Drehort war. Das filmische Epos schildert am Beispiel einer fiktiven Familie namens Simon den historischen Wandel in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, wobei Regisseur Edgar Reitz und sein Drehbuchautor Peter Steinbach mit der so eindrucksstarken Chronik deutsche Geschichte aus der sozialkritischen akzentuierten Perspektive ›von unten‹, also aus der Sicht sogenannter einfacher Leute, zugleich auch viel Atmosphärisches und Charakteristisches aus dieser Hunsrückregion auf den Bildschirm brachten.
Und dann sind's von Woppenroth nicht einmal fünf Autominuten bis Schneppenbach, wo jene reale Hunsrückfigur, Johann Bückler alias ›Schinderhannes‹, bei seiner ›Butzliese‹ und ›Ami‹ sowohl einen erotischen Stützpunkt als auch geheimen Bandensammelplatz unterhielt. Drunten im verschwiegenen Tal hat er auf der Schmidtburgruine des weiteren seinen heimlichen Einstand gehalten, wenn ihm die Kirner oder die Mainzer Gendarmen mal wieder zu dicht auf den Fersen waren.
Wer einen mehrstündigen Spaziergang durch eine gänzlich unverbaute Landschaft voller Idyllen unternehmen möchte, findet zwischen Schneppenbach und Woppenroth im oder über dem Talgrund des Hahnenbaches auf grandiose Weise bestätigt, dass sich seit jenen Zeiten wenigstens hier so gut wie gar nichts verändert hat. Entweder von der Schmidtburg talaufwärts gehend oder von der Straße Woppenroth - Rhaunen (hinter einem Schieferfels links in einer Rechtskurve) aus kommt man irgendwann zu einem schlichten Holzschild, das zur ›Hellkirch'‹ weist. Die genaue Wegstrecke entlang der mäandernden Bachschlinge und über gewundene Waldwege ist schwer zu beschreiben (Wanderkarte sehr zu empfehlen); bei beharrlicher Suche wird man aber gewiss über kurz oder lang auf ihrer dicht bewaldeten Kuppe die einsame Ruine finden.
Hellkirch', dies bedeutet die ›Kirche auf der Halde‹. Eng von Buchen und Birken umschlossen, erblickt man ihre klobigen Mauern; drei Seitenwände stehen noch und umschließen ein Geviert von etwa dreieinhalb mal fünf Meter Innenfläche. Ein massiger Schutthügel inmitten mag unter den Trümmern des eingestürzten Daches noch unausgegrabene Relikte bewahren. Dieser kleine Bau zeigt harmonische Proportionen, ist ganz aus Schieferbruchstein aufgeführt und ordnet sich zur Stirnwand hin mit einer gotischen Fensteröffnung, die in ihrem Ebenmaß überraschende Wirkung entfaltet - von allen Seiten schaut Grün herein. Kein Sims, kein Zierat, keine kostbaren Details - hingegen die Schönheit durch pure Form.
Hoch über diesem Tal, weithin sichtbar zwischen Rheinböllen, Simmern, Kirchberg und Idar-Oberstein, steigt der urwüchsige Buckel des Lützelsoons über der Hunsrücker Landschaft empor. Ein dunkler Waldsaum umrandet sein langgestrecktes Riff aus grauweißen Quarzitklippen. Wanderwege führen unter den Felsen entlang, und schmale Pfade zweigen ab zu den wichtigen Rosseln und Brocken, zwischen denen hier und da noch Reste von Trockenmauern vorhanden sind, die zu unbestimmbarer Zeit und von unbekannter Hand aufgeschichtet worden sind. Da raunt man noch heute vom magischen ›Wählenstein‹ (Waldbeerenstein), spinnt die kuriosen Märchen vom Wilden Jäger, von Wald- oder Wildfrauen und auch jene von magisch glühenden Geldfeuerchen nach. Im gesamten Hunsrück kennt man des weiteren die mit dem Teufelsfels (568 m) verknüpfte Legende der Versuchung Jesu durch den Teufel. Dieser annähernd pyramidenförmige Quarzitklotz ragt in freier Lage über den Baumwipfeln empor. 1984 wurde gleich nebenan ein Aussichtsturm errichtet: Das Panorama ist grandios - 42 Orte im Blickfeld -, kein Wunder also, dass einst irgendein Missionar oder gewitzter Dorfgeistlicher den biederen Hunsrückern die Mär suggerierte, dass etwas so Schönes eigentlich doch nur ein rechtes Teufelswerk sein könnte.
Text über Dörfer und Landschaften zwischen Hunsrückhöhenstraße und Moseltal von Uwe Anhäuser, Hunsrück und Naheland, DuMont-Kunst-Reiseführer, 1987
Wild- und Rheingrafs Hifthorn gellte
einst zur Jagd auf Sau und Hirsch,
und der Römer und der Kelte
zog vorzeiten hier auf Pirsch.
Wilhelm Petri
Obwohl nicht wenige Orte an der Dhron, um die einstige Mark Thalfang und auf den moselwärts ragenden Höhenrücken römerzeitlichen Ursprungs sind (wie z.B. Büdlich, das vormalige ›Budigalla‹), deuten die meisten auf fränkische und spätere Besiedlung hin. Dies kommt in der auf eine Siedlungsanlage mittels Waldrodung weisenden Namensendungen mit -rodt, -roth, -rath, oder -rt zum Ausdruck, die hierzulande so häufig vorkommt, dass man sogar vom ›Hunsrücker Rathländchen‹ spricht. Recht belustigend klingt eine Anekdote, derzufolge ein Graf von Hunolstein, als er seinen Hintersassen Höfe zur Bewirtschaftung anvertrauen wollte, auf wenig Interesse gestoßen sei. Keiner der zur Vergabe herbeigekommenen Bauern habe sich jedenfalls um die kümmerlichen Ländereien mit erkennbarem Eifer bewerben wollen, so dass der Grundherr schließlich unwirsch ausrief: »Entweder mehr oder weniger!« Derjenige, dem die vier armseligsten Höfe zum guten Schluss noch aufgenötigt werden konnten, soll sie nach dem Appell benannt haben, und daraus wurden die Dörfer Wederath, Me(h)rscheid, Odert und Wenigerath.
Zwischen Wederath und Hinzerath erhebt sich am höchsten Punkt (562 m) der Hunsrückhöhenstraße neben einem Parkplatz der Stumpfe Turm. Dieser schmucklose Zylinder aus Bruchsteinmauerwerk, elf Meter hoch und sechs Meter im Durchmesser, steht zwar unmittelbar dort, wo die B 327 auf einem längeren Stück exakt über der Trasse der uralten Ausoniusstraße verläuft, aber er ist eindeutig späteren Ursprungs. Vermutlich diente er als Wacht- oder Zollturm für die vom kurtrierischen Erzbischof Balduin drunten am Dhronoberlauf errichtete Baldenau, der einzigen Wasserburg des Hunsrücks. Man erblickt sie als malerische Ruine unter diesem windumbrausten Höhenzug, vom Stumpfen Turm und der durch eine prächtige Birkenallee führenden Bundesstraße aus.
Hier ist der Boden Belginums, jener antiken Siedlung (vicus), welche Ausonius zwar in seinem Mosellagedicht zu erwähnen versäumte, die gleichwohl aber zu den hervorragendsten Fundplätzen im einstigen Trevererland gerechnet werden muss. Mehr noch: Dieser heute bloss noch vom Fahrzugverkehr belebte Buckel trug zwischen den Kreuzungen Kleinich - Hochscheid und Wederath - Hinzerath vom frühen Latène bis zum spätrömischen Niedergang nicht nur ein kontinuierlich besiedeltes Straßendorf, nicht nur Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäude und mehrere Tempel, sonder auch eine der größten und für die Forschung ergiebigsten Nekropolen im gesamten keltisch-römischen Raum. »So widersprüchlich es auf den ersten Blick erscheinen mag«, schrieb der in Belginum tätige Archäologe Alfred Haffner, »es sind die Gräber, die es uns ermöglichen, das Leben zu rekonstruieren.«
Die Inschrift eines der Epona geweihten Altarsteins beweist, dass die Schutzgöttin der Reisenden, der Pferde und Handelsleute hier besonders verehrt worden ist. Das für den Kunstliebhaber wohl schönste Fundstück aus dem römischen Belginum dürfte sicher die erotisch wirkende Bronzestatuette einer Quellgöttin mit silbernem Büstenhalter sein, die auch als ›Venus von Hinzerath‹ bezeichnet und als kleines Prachtstück im Trierer Landesmuseum aufbewahrt wird. Gedanklich kann man sie sogleich verknüpfen mit einer anderen Göttin des lebenspendenden Wassers, die als lebensgroße Steinfigur beim nahen Ort Hochscheid in einem antiken Heiligtum ausgegraben wurde und gleichfalls eines der sehenwertesten Bildwerke im selben Museum darstellt. Es ist Sirona, und sie kam zusammen mit einer qualitätvollen Statue des Apollo Grannus dort zutage, wo hart unter dem Gipfel des Idarkopfes, etwa 400 Meter vor Erreichen des Scheitelpunktes, 40 Meter links neben dem schmalen Waldsträßchen von Hochscheid nach Stipshausen ein mit kultischen Räumen erweitertes Römerbad vorhanden war. Von dieser schon in den dreißiger Jahren ergrabenen Anlage sind an Ort und Stelle noch Reste vom aufgehenden Mauerwerk und insgesamt ein Eindruck aufzuspüren, der mehr als viele beschreibende Worte den Hauch erhabener, einsamer Größe empfinden lässt. Denn hier, im tiefen Forst bei Hochscheid, wo man gar nicht selten Rothirsche und Schwarzwild beobachten kann, schlummern die über und über bemoosten Ruinen einer einst vielbesuchten Weihestätte fern aller heutigen Wohnorte. Und keine zehn Kilometer weiter, oberhalb des Dorfrandes von Stipshausen, liegen noch unerforscht die Mauerzüge eines anderen römischen Quellheiligtums im Waldboden verborgen. Fragmente einer Jupitersäule hat man dort per Zufall gefunden, wo in weit späteren Jahrhunderten das Geheimnisvolle der älteren Zeiten sowohl gebannt werden sollte als auch Bestätigung erfuhr, indem man dem Distrikt den denkwürdigen Namen ›Heilig Geist‹ verliehen hat.
Droben auf dem Wanderparkplatz starten sommers die Spaziergänger und Waldjogger, zur kalten Jahreszeit spuren Skilangläufer durch die Loipen, während am südwärtigen Abhang das große Wintersportzentrum Idarwald gern besucht wird (Skilifte und Abfahrtspisten) - von den Fundorten der bedeutsamen Relikte nimmt so gut wie niemand Notiz.
Als der streitbare Kurfürst-Erzbischof Balduin von Trier um 1315 die Burg Baldenau als Stützpunkt und Bollwerk am strategisch günstigen Punkt zwischen Bernkastel und Idar Oberstein ins obere Dhrontal setzen liess, konnten seine Bauleute (zumindest für den Stumpfen Turm) auf Mauersteine der römerzeitlichen Ruinen zurückgreifen. Ursprünglich war sogar daran gedacht, im Schutz der festen Burg eine Stadt mit Markt- und Gerichtsprivilegien entstehen zu lassen, was jedoch durch die siedlungsungünstige Lage vereitelt wurde. So blieb Baldenau für lange Zeit nur der isolierte Sitz eines kurtrierischen Amtmanns, der die Verwaltung eines guten Dutzends der Dörfer im ›Rathländchen‹ besorgte. Die Grenze zwischen Kurtier und dem Gebiet der Wild- und Rheingrafen konnte dauerhaft gesichert werden, bis im Dreißigjährigen Krieg mit kaiserlichen, schwedischen und spanischen Truppen ernsthafte Berennungen größere Schäden verursachten. 1649 erfolgte der Wiederaufbau zerstörter Burgteil, doch genau 40 Jahre später fiel Baldenau der Brandschatzung durch die Franzosen unter Ludwig XIV. zum Opfer. Die seit jener Zeit zwar offene, doch immer noch wuchtige Ruine sollte erst nach 1982 eine bauliche Sicherung durch denkmalpflegerische Arbeiten erfahren.
Sie erhebt sich aus den saftigen Wiesen im Talgrund über Sumpf und Wassergräben wie ein steinernes Schiff. Der 24 Meter hohe Rundbau des Bergrieds erhält ein optisches Gegengewicht durch die ebenfalls noch zu beachtlicher Höhe aufsteigenden Reste der gegenüberliegenden Schildmauer und des Palas. Der ungefähr keilförmige Grundriss misst 52 Meter in der Länge und ist an der Schildmauer rund 20 Meter breit, während der Bergfried ›Keilspitze‹ abrundet. Abgesehen von einer vermutlich erfolglosen Beschießung durch Franz von Sicking (1522) und den oben erwähnten Kriegshandlungen ist die Burggeschichte hauptsächlich durch langwierige Streitigkeiten um Weiderechte und Pachtverträge im 18. und 19. Jahrhundert gekennzeichnet. Spektakulär war hingegen ein höchstwahrscheinlich in der Ruine verübter Mord am 23. Dezember 1797: Zum Opfer fiel ihm Nikolaus Rauschenberger, genannt ›Plackenklos‹, der im Beisein des Schinderhannes von seinen eigenen Spießgesellen umgebracht wurde. Für den ›Schinderhannes‹-Spielfilm mit Maria Schell und Curd Jürgens gab das Gemäuer 1958 die malerische Kulisse ab und war auch 1982 Drehort für eine Episode des ›Heimat‹-Fernsehfilms.
Bald liegt weiter unterhalb, freundlich ins muldige Tal gebettet, der Ort Bischofsdhron, und auch hier ist es zuerst ein neuzeitliches Monument, das als Blickfang in einer Grünanlage das romantische Bauensemble um die Pfarrkirche noch zu verschönern sucht. Es erhebt sich nämlich hier auf runder Brunnensäule über drei mit modernen Reliefs geschmückten Sandsteinbecken die unterlebensgroße bemalte Skulptur der Kurfürst-Erzbischofs Balduin. Dieses wohl um 1980 gefertigte Bildwerk ist eine ausgesprochen originelle, kurios-naive Arbeit: Der in seinen unteren Extremitäten deutlich zu kurz geratene Kirchenfürst hält den Krummstab in seiner Linken und droht mit einem Schwert in der anderen Hand sich selber die Füße zu verletzen. Die kunsthistorisch bemerkenswerte Pfarrkirche St. Paulinus wurde 1766-1769 nach einem Entwurf der kurtrierischen Hofbaumeisters Johannes Seiz von dessen Bruder Andreas (›Fähnderich‹ Seiz) auf den Fundamenten zweier Vorgängerbauten der Romanik und der Gotik erbaut. Der Saalbau mit seinen drei rechteckigen Kreuzgratgewölben auf eingezogenen Strebepfeilern birgt eine vollständige Barockausstattung. Zwei Seitenaltäre stehen vor dem eingezogenen Chor mit dem Hochaltar, dessen zentrales Motiv eine Figurengruppe mit Himmelfahrt und Krönung der Gottesmutter bildet, zur linken Seite flankiert vom Pfarrpatron Paulinus und rechts vom hl. Donautus, dem Schutzpatron gegen Wetterunbilden. Nach einer umfassenden Restaurierung (1968) vereinen sich Altäre, Kanzel und Beichtstühle zu einem stilreinen Gefüge, das durch weitere Heiligenfiguren und Konsolen und einen Empire-Orgelprospekt noch zusätliche schöne Akzente erhält. Das Instrument (1828) zählt übrigens zu den letzten sechs Werken aus der Stummschen Fabrikation.
Auf dem rechten Talhang gewahrt man unweit von Bischofsdhron die kleine ›Fatima-Kapelle‹. Ein ehemaliger deutscher Soldat hat sie als Vollzug eines Gelübdes eigenhändig und ohne fremde Hilfe errichtet. Für den Fall seiner glücklichen Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg hatte er sich im Gebet zum Kapellenbau verpflichtet, den er dann nach 1945 unter kaum vorstellbarer Mühsal ausführte: Denn er kehrte zwar wieder heim, jedoch als doppelt Beinamputierter, und ging an die Arbeit mit einem Dreirad, das er sich zur Fortbewegung und zum Materialtransport konstruierte. Über 14 Kreuzwegstationen, aus rötlichem Sandstein gebildet, erreicht man das Altärchen in dieser Kapelle, dessen Holzreif ländliche Berufe sowie verschiedene Kriegsversehrte wiedergibt.
Der Luftkurort Morbach, Verwaltungs-, Einkaufs- und Fremdenverkehrszentrum dieser Region, schmückt sich mit dem werblichen Attribut ›Sonnenstube des Hunsrücks‹. Im Ortsbild kann man noch ein paar Objekte aus dem Schaffen eines einheimischen Bildhauerateliers entdecken: So zieren vier Holzreliefs mit köstlichen Bildmotiven den Balkon eines Fachwerkhauses am Unteren Markt, darunter z.B. ein Automobilist aus der Frühzeit des Kraftfahrzeugverkehrs, wie er mit nonchalanter Miene soeben ein Ferkel und ein Hähnchen überrollt.
Dieses große Gebäude, im Ort die ›Bildhauerbude‹ genannt, ist ein erster Hinweis auf die seit 1866 in Morbach tätigen Kunsthandwerker und Bildschnitzer, die nicht nur als Kirchenrestauratoren im weiten Umkreis wirkten, sondern auch eine Vielzahl neuzeitlicher Plastiken wie z.B. den Drachentöter St. Georg an der Pfarrkirche St. Anna, die Mariensäule von Rapperath und die Pietà am ›Kapellenweg‹ zur Schmausemühle geschaffen haben. Die Tradition der Morbacher Bildhauerei Mettler (›Kirchen-Mettler‹) wurde nach 1923 von dem an der Oberammergauer Schnitzkunst geschulten Rudolf Höfle und seinem Sohn Hans-Jürgen bis in die Gegenwart weitergeführt. Letzteren sind die Brunnen an der Realschule und an der Kreissparkasse, ein Reiterstandbild in der örtlichen ›Kurfürst-Balduin-Hauptschule‹ sowie der hl. Johannes im nahen Hinzerath zu verdanken.
Aus füheren Zeiten erhielt sich noch ein kunsthistorisch wichtiges Werk: in der katholischen Pfarrkirche (19./20. Jh.) das aus Sandstein 1571 gefertigte Wandgrabmal für Hans von Raischeit. Der Stifter kniet betend unter dem gekreuzigten Heiland, in gemeinsamer Klage mit Maria und Johannes. Das Epitaph wird als großartiges Beispiel der Renaissanceplastik angesehen und entstammt höchstwahrscheinlich (als Frühwerk des Meisters) der Werkstatt des Hans Ruprecht Hoffmann (um 1540-1616), des bekanntesten Künstlers jener schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts bedeutender Trierer Bildhauerschule.
Am unteren Ortsausgang ragt hinter zwei Wohngebäuden das klobige Massiv der ›Rapperather Wacken‹ wie der liegengebliebene Überrest eines von Riesenhand geworfenen Würfelspiels empor. In seinem Schatten, unmittelbar links einer scharfen Rechtskurve der Dhrontalstraße, stehen unter hohen Nadelbäumen bei einem von Efeu überwucherten Kriegerdenkmal zwei niedrige Kapellen nebeneinander. Über dem Eingang der etwas größeren ist die Jahreszahl 1735 in einen Balken gekerbt worden. Schnell gewöhnt sich das Auge an das meist von ein paar Kerzen matt aufgehellte Dämmerlicht im Innenraum und erkennt die Umrisse eines erstaunlichen Kruzifixes, das weit im mittleren Hunsrück als der ›Große Herrgott von Rapperath‹ bekannt ist.
Kreuz und Christus sind aus einem einzigen Eichenstamm gearbeitet worden, nur die Arme wurden gesondert gefertigt und angefügt. Auf den ersten Blick wirken Wucht und Größe dieser über drei Meter hohen Schnitzerei (17. Jh.) beinahe angsterregend. Dann aber zieht wie magisch das Gesicht die Aufmerksamkeit an. Grob ist es und breit geformt, die Züge leidensvoll erstarrt. Es ist ein Kunstwerk, das man ›rustikal‹ nennen könnte, jedoch überaus expressiv gestaltet und geprägt von einer gewissen Derbheit in Form und Ausdruck. Darin verrät sich das Empfinden eines Künstlers ›vom Lande‹, der wohl eher mit andächtigem Herzen als unter dem Vorsatz feinsinniger Stiltreue zu Werke gegangen ist.
Beim Blick auf die Landkarte dieser Region zwischen Morbach an der Hunsrückhöhenstraße und dem Moseltal fällt sofort als deutlicher Kontrast zum abenteuerlich geschlungenen Lauf der Großen Dhron die schnurgerade knapp hinter dem Waldrand der Staatsforsten Morbach und Bernkastel verlaufene Römerstraße ins Auge. Als breiter Forstweg markiert sie hier über rund 10 Kilometer den Kurs der schon bei Belginum am Stumpfen Turm beobachteten antiken Strecke als deren Fortsetzung auf Niederemmel und Neumagen zu. Einige hundert Meter talabwärts von Rapperath mündet beim Straßenabzweig nach Heinzerath und Elzerath der kurze Lauf des Heinzer-Baches in die Dhron, in dessen mit ›Heidenpütz‹ bezeichnetem Quellgebiet römischen Ruinen reiches Fundgut (4. Jh.) freigegeben haben. Bei der archäologischen Untersuchung konnte jedoch nicht geklärt werden, ob es sich tatsächlich um die hier vermuteten ›Tabernae‹ des Ausonius-Gedichts handelt. Noch eine erhebliche Zahl anderer Relikte wird von dem großen Wald nördlich der Dhron beschirmt: Hügelgräber und, dicht beim Heidenpütz, eine annähernd viereckige Steinsetzung von etwa 80 Meter Länge und 35 Meter Breite. Der Volksmund hat für diese Anlage den Namen Judenkirchhof überliefert; ein quadratischer Gebäuderest an ihrem südlichen Ende könnte einst ein Felsheiligtum gewesen sein.
Das geheimnisvolle Monument nahe beim neuzeitlichen Straßenzweig ins unmittelbar vor dem Waldrand gelegene Dorf Elzerath eignet sich bestens als Ausgangspunkt für zwei kurze Wanderungen auf historischem Untergrund: Von hier bis zum fünf Kilometer weiter westlich aufzusuchenden Weinplatz (auch dort Hügelgräber und römerzeitliche Ruinen) geht es nämlich über den mit seinen beiderseitigen Wassergräben völlig unversehrt erhaltenen Damm der originalen Römerstraße. Wo in entgegengesetzter Richtung der für Kraftfahrzeuge gesperrte frühgeschichtliche Verkehrsweg in die moderne Straße von Morbach nach Veldenz mündet, steht ein Wegweiser mit der Aufschrift Graue Lei. Nach wenigen Gehminuten erblickt man nun zwischen Buchenstämmen, die wie turmhohe Säulen ihr Laubdach tragen, ein gigantische Quarzitriff.
Im nahen Umfeld dieses 20 Meter über dem ebenen Waldboden aufragenden erratischen Blocks finden sich noch zahlreiche kleinere Felsbrocken, teils wie in Linien und halben Zirkeln angeordnet. Aufgrund dieser Formen hält sich im Hunsrücker Schrifttum seit langem hartnäckig die Ansicht, es handele sich um Menhire und Dolmen. Dies konnte aber bisher durch keinen einzigen Fund bewiesen werden, wenngleich in Anbetracht der nahen Hügelgräber und anderen Kultstätten eine vormalige Bedeutung der Grauen Lei im Zusammenhang mit religiösen Dingen keineswegs auszuschließen ist.
Zurück wieder zu den Sehenswürdigkeiten aus jüngerer und kunsthistorisch relevanter Vergangenheit: Die Dörfer der Umgebung, fast alle seit dem Mittelalter zur Vogtei Hunolstein und nunmehr zur 19 Ortsbezirke umfassenden Großgemeinde Morbach gehörig, bergen in ihren baukünstlerisch interessanten Kirchen oft überraschende Glanzstücke der Bildhauerei und Malerei. Zugleich setzen sie damit die schon zur Latènezeit begründete und unter der Römerherrschaft weitergeführte Tradition der Künste in diesem Landstrich fort, dessen Dorfgemarkungen samt und sonders von den Relikten frühgeschichtlicher Profanbauten (villae rusticae), antiker Tempelbezirke und der nach vielen Hunderten zählenden Grabanlagen geradezu übersät erscheinen.
Mit ihren vier verschieden hohen Dachfirsten und dem spitzen Turmhelm bietet die altehrwürdige Kirche in Heinzerath, 1315 erstmals in einer Urkunde bezeichnet, einen malerischen Anblick. Der wuchtige Turm entstand bereits zur romanischen Stilepoche (13. Jh.), dem spätgotischen Chor (14. Jh.) wurde 1670 eine Sakristei angefügt, und das einschiffige Langhaus entstammt dem 16 Jahrhundert. Schließlich erhielt das Bauwerk 1722 eine südlich an den Turm gelehnte Vorhalle; im selben Jahr wurde auch die Westempore eingebaut. Der nach Osten orientierte fünfseitige Chorraum gipfelt in einem sechsteiligen Rippengewölbe mit einer Rosette als Schlussstein. Zwei der hohlkehlig geformten Rippen fußen auf mit grotesken Masken verzierten Konsolen, die übrigen stützen sich auf Ecksäulen, deren Kelchkapitelle stilistisch noch ins 13. Jahrhundert zurückweisen. Ein interessantes Detail derselben Bauphase ist auch als Spolie in der Turmvorhalle zu betrachten: die einstige Bekrönung einer Sakramentsnische mit schön geformtem Kleeblattbogen und zwei Vierpässen in den Bogenzwickeln. Obwohl die Ausstattung (18. Jh.) in dieser Kirche keinen bedeutenden Kunstwert repräsentiert, vereint sie sich doch mit Hochaltar, Kanzel, Heiligenfiguren und Bildern zu einem recht stimmungsvollen, behaglichen Ensemble.
Übrigens sind in der Nachbarschaft zwei verschiedene Pendants anzutreffen: Die kleine Kirche in Wenigerath, ein Saalbau von 1747, verfügt über eine ganz ähnliche Westempore wie diejenige in Heinzerath, und die Morscheider Kunokapelle stellt geradezu ein Gegenstück zum Heinzerather Chorraum dar.
Text über Dill und Umgebung von Uwe Anhäuser, Hunsrück und Naheland, DuMont-Kunst-Reiseführer, 1987
Auch die Dill benachbarten Dörfer Sohrschied, Lindenschied, Schwerbach und Oberkirn verdienen Aufmerksamkeit bezüglich ihrer noch immer deutlich vom landwirtschaftlichen Leben geprägten Bauensembles, worin sich außer ansehnlichen Fachwerkobjekten und schönen Beispielen der landestypischen Schieferbeschläge auch kleine Backhäuser (‹Backes›) entdecken lassen, die hin und wieder noch in Benutzung sind. In Oberkirn verdient die an der Außenwand der Kirche angebrachte Grabplatte mit der lebensgroßen Relieffigur (1573) eines ausgesprochenen bärbeißig dreinschauenden Ritters Franz von Schmidtburg Beachtung. Epitaphien (16. Jh.) findet man weiter an und in dem evangelischen Kirchlein von Lindenschied. Die katholische Kapelle wurde 1794 an der Stelle errichtet, wo vorher ein Hof der Kratz von Scharfenstein stand. Überhaupt war Lindenschied, wie Urkunden von 1086 und 1345 nahelegen, als zur Wildgrafschaft und zum Hochgericht Rhaunen gehöriges Ingericht im Mittelalter ein keineswegs unbedeutender Ort. Römerzeitliche Grabhügel auf den Gemarkungen aller vorgenannten Dörfer weisen im übrigen auf die schon zur Antike florierende Besiedlung dieser Gegend hin. Auch beim nahen Niederweiler ist ein uralter Bestattungsplatz (Wagengrab an die Ausoniusstrasse) gefunden worden; die darin angetroffenen Beigaben entstammen dem Latène. Der hier beerdigte Krieger gehörte dem keltischen Adelsstand an. Er ruhte schon beinahe ein Jahrtausend, als dicht neben seiner Totenstatt zur Römerzeit ein weiteres Grabmonument errichtet wurde, dessen Fragmente ins Landesmuseum nach Bonn verbracht worden sind.
Nur ein Sprung sozusagen ist es vom kleinen und trotzdem historisch bedeutsamen Niederweiler zum gleichfalls winzigen Dörfchen Krummenau, das heute wegen seiner (täglich für Gäste geöffneten) ›Hunsrücker Zinngießerei‹ zum touristischen Ziel geworden ist. Nach deren Besichtigung (Werkstatt und Ausstellungsräume) sollte man sich Zeit für einen kleinen Ortsbummel nehmen: Außer zwei alten Brücken über den Idarbach und dem Naturdenkmal einer Wacholderheide bildet die 1747 erbaute Kirche einen besonderen Anziehungspunkt. Dieser kleine Sakralbau ist das älteste und zugleich eines der charakteristischsten Beispiele einer ganzen ›Serie‹ barocker Dorfkirchen im weiten Umkreis des Hoch- und Idarwaldes, deren äußeres Merkmal jeweils ein verschieferter Dachreiter unter geschwungener Haube (vgl. Allenbach, Bruchweiler, Schauren, Stipshausen, Veitsrodt) und deren Innenausstattung von bemerkenswertem künstlerischen Rang ist. In Krummenau fällt unter den vermutlich von Johann Georg Engisch gemalten biblischen Szenen und Apostelmotiven die denkwürdige Darstellung des Gekreuzigten als ›lächelnder Christus‹ auf.
Auch für die Apostelbilder in der evangelischen Pfarrkirche des wenige Kilometer entfernten Hirschfeld kommt Engisch als Urheber in Betracht. Dieses früher dem hl. Wendelin geweihte Gotteshaus gilt mit seinem spätromanischen Chorturm als ein über die engere Region hinaus bedeutendes Bauwerk, das im übrigen auch ansehnliche Elemente der Gotik enthält (u.a. Maßwerkfenster, 14.Jh.).
Die Liste kunsthistorisch interessanter Dörfer rechts und links der Ausoniusstrasse wird durch Laufersweiler um weitere inhaltsreiche Beispiele bereichert. Seine katholische Kirche St Laurentius wurde anstelle eines 1839 ausgebrannten älteren Bauwerks 1842 in romanisierenden Formen errichtet. Das evangelische Gotteshaus entstand 192/93, und die neuerdings gut restaurierte ehemalige Synagoge von 1911 weist ihrer Bauform verhalten auf den Jugendstil hin. Unter den Profanbauten ist die einstige Thurn-und-Taxis-Poststation (Unterdorfstraße 3-5) zu erwähnen, laut Inschrift auf dem Türbalken 1786 errichtet. Dieser Bau unter seinem mächtigen verschieferten Manserddach gehört in die typische Reihe der repräsentativen Bürgerbauten, wie man sie in den größeren Hunsrückdörfern (vgl. Womrath, Rhaunen, Birkenfelder Land) noch immer in eindrucksvollen Exemplaren vorfinden kann. Das Rathaus von Laufersweiler (1789), Fachwerkwände auf Bruchsteinsockel, erfuhr nach 1980 ebenfalls eine gelungene Restaurierung mit ›Backes‹, Gefängniszelle und Spritzenraum der Feuerwehr. Nach seiner Wiederherstellung darf dieser Dorfmittelpunkt als vorbildhaft für eine fachgerechte Ortsbildgestaltung gelten, wie sie jetzt vielerorts im Hunsrück mit Eifer vorangetrieben wird. Im sogenannten Unterdorf und in der Krichgasse zeigt geschnitzten Eingangstüren behalten haben.
Nördlich der Ausonius-Strasse, wo nach dem Zeugnis des römischen Dichters auf den ›arva Sauromatum‹ Angehörige der 359 von Constantius und um 370 von Theodosius (unter Valentinian) besiegten Volksstämme der donauländischen Sarmaten als ›coloni‹ (Kleinbauern) angesiedelt worden waren, glaubt man noch heute in den Ortsnamen Sohren und Niedersohren am Sohrbach diese frühgeschichtlichen Ereignisse als gewissermaßen ›sprachlich gebannt‹ und also beglaubigt zu erkennen. Beim Niedersohrener Hof (östlich der Ortsgemeinde) wurden 1884 Bruchstücke eines römerzeitlichen Grabmals gefunden, und bei Sohren konnten Siedlungsspuren (Mauerreste) derselben Zeit nachgewiesen werden.
An Sohrens mittelalterliche Bedeutung als Reichslehen der Sponheimer Grafen erinnert heute nichts mehr. Seine evangelische Pfarrkirche, ein flachgedeckter Saalbau von 1762, bezieht einen 5/8-geschlossenen spätgotischen Chor unter einem schönen Sterngewölbe mit ein. Bei Restaurierungsarbeiten wurde hier Mauerwerk einer älteren Vorgängerkirche aufgedeckt; auch der achteckige Turm mit seinem hohen und spitzen Helm entstammt bereits dem späten 15. Jahrhundert. Die katholische Pfarrkirche St. Michael, ein für die Region ungewöhnlicher Backsteinbau, ist 1907 durch Eduard Endler aus Köln in neugotischen Formen errichtet worden.
Nördlich von Sohren, wo im Gelände ›Unterm Schwarzer Weg‹ die Ruinen aus der Römerzeit zutage kamen, liegt im Wald vor der Birkenhöhe (481 m) ein alter Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde.
Das benachbarte Bärenbach, 1301 mit Sohren unter Graf Eberhard von Sponheim zum erwähnten Reichslehen gehörig, zählt heute zu den Dörfern im unmittelbaren Rand- und Einzugsbereich des US-Flugplatzes Hahn (›Hahn-Airbase‹), in welchen die zum Teil noch in Gestalt alter Bauernhöfe erkennbare ländliche Tradition auf mitunter groteske Weise von den Emblemen des ›American way of life‹ überlagert worden ist. So auch in Lautzenhausen, dem ›Hunsrücker Las Vegas‹: Wo nun Leuchtreklame an Schieferfassaden flimmert und Militär die Straßen und den Luftraum dominiert, besaßen schon 1260 die Sponheimer Grafen ein befestigtes Hofgut. Und dort, wo man jetzt hinter Stacheldraht die hermetisch abgesicherten Atombunker beim Flurbezirk ›Käppchen‹ erblickt, sind 1935 die Grundmauern und der Brunnen einer römerzeitlichen (sarmatischen?) Siedlung ausgegraben worden.
Zwei Kilometer südlich liegt Büchenbeuren, im Jahr 1044 erstmals in einem Urkundentext genannt, dessen evangelisches Gotteshaus 1834-40 als klassizistischer Saalbau ›im Stile Schinkels‹ errichtet wurde. Der Orgelprospekt (1772) wird als Arbeit aus der Stummschen Werkstatt von Rhaunen-Sulzbach angesehen. In der ehemaligen Volksschule (Hauptstraße 73-75; Schlüssel beim Ortsbürgermeister) hat der aus Irmenach stammende Kunstmaler Friedrich Karl Stöher (1876-1925) zwei Wandgemälde gestaltet.
Zwischen Sohren und Kirchberg, knapp nördlich der B 50 gelegen, ist die katholische Friedhofskapelle (1752) von Nieder-Kostenz mit ihrer hölzernen Portalvorhalle und einer Ausstattung des 17./18. Jahrhunderts der sehenswerteste Bau, während die evangelische Pfarrkirche von Ober-Kostenz (1793 auf einem Boden gründet, der gleichfalls bereits zur Römerzeit besiedelt gewesen war.
Das wenig weiter talaufwärts gelegene Dorf Metzenhausen vermittelt schon als Umriss über den sanften Wiesenmulden der sich zum oberen Kyrbach vereinigenden Wasserläufe einen charakteristischen Aspekt dieser Region.
Im 13. Jahrhundert war es der Sitz eines gleichnamigen Rittergeschlechts, aus dem als bedeutendste Persönlichkeit der Trierer Erzbischof Johann III. von Metzenhausen (1531-1540) hervorgegangen ist. Die spätgotische Kapelle, inmitten hoher Bäume hübsch am südlichen Ortsrand gelegen, stand schon im Jahr 1493. Das feine Maßwerk ihrer Fenster (Fischblasen), der Chor mit seinem Netzgewölbe und einem Sakramentshäschen sowie eine Muttergottes (14. Jh.) auf dem Hochaltar und ein ›bäuerliche Madonna‹ (18. Jh.) sind einer Besichtigung wert.
Von Metzenhausen über Todenroth, an dessen Ortsausgang unter römischen Relikten auch Münzen mit den Kaiserbildnissen des Hadrian (117-138 n. Chr.) und des Antoninus Pius (138-161 n.Chr.) gefunden wurden (heute im Museum Simmern), gelangt man bald nach Rödelhausen an der Hunrückhöhenstraße B 327 mit seiner Kapelle St. Bartholomäus (1747) und einer unter Geologen als Rarität bekannten Sandgrube am östlichen Ortsrand.
Auf der Gemarkung des Nachbarortes Kappel sind die Reste mehrerer Siedlungen aus römischer Zeit festgestellt worden; vermutlich hat sich der schon von weitem mit seinen beiden Kirchtürmen malerisch anmutende Ort an einer fühere wie heute wichtigen Straßenkreuzung aus dem frühgeschichtlichen Zentrum entwickelt (1091 urkundlich erwähnt). Das Langhaus seiner evangelischen Kirche wurde 1747 als Saalbau einem Turm angefügt, dessen barocke Haube einem noch aus romanischer Zeit überkommenen Gemäuer aufgesetzt worden ist. Die katholische Pfarrkirche, 1898/99 durch Eduard Endler (Köln) im neugotischen Stil erbaut, birgt ein Sandsteinrelief mit dem Motiv der Grablegung Christi (17. Jh) Auch in Kappel finden sich noch etliche schöne Bauernhäuser in der landestypischen Bauform sowie ein historisches Backhaus (19. Jh).
Östlich der Dorfmitte, unweit der Straßenkreuzung B 327 - B 421, sollte man einem auf den ersten Blick kaum auffälligen Wegkreuz Beachtung schenken: Dieses an eine Hauswand gelehnte kleine Monument ist 1824 aus Holzbalken gefertigt worden, deren Vorderseiten mit Reliefschnitzereien verziert sind. Hammer, Zange, Heiliger Rock, eine Monstranz und auch der an Petri Verrat gemahnende Hahn wurden in rustikaler Manier herausgearbeitet. Weniger häufig als im Bereich der Moselhöhen oder im Naheland sind derartige Bildstöcke hier im Umfeld des Hohen Hunsrücks, und die ältesten unter ihnen entstammen lediglich dem 17. Jahrhundert. Dies rührt daher, dass während der Reformation in den sponheimischen Landen wohl nicht nur viele Kultbilder in den Kirchen, sondern auch die verstreuten Wegkreuze und Betkapellen entfernt wurden und neue erst wieder nach der in den Reunionskriegen um 1700 vorangetriebenen Rekatholisierung errichtet werden durften.
Von Kappel über die Hunsrückhöhenstraße, vorüber an den jeweils knapp unterhalb der Trasse inmitten ihrer Ackerfluren hübsch gelegenen Dörfer Rödelhausen, Belg und Würrich, gelang man in südwestlicher Richtung nach rund fünf Kilometern wieder zum Flugplatz Hahn. Links der Straße erstreckt sich das weitläufige Militärgelände, während sich zur Rechten in einer Senke, etwas außerhalb der Ortsgemeinde, die dem hl. Antonius geweihte Hahner Simultankapelle unter breitkronigen Baumpatriarchen als höchst idyllischer Blickpunkt präsentiert. Ihr romanischer Westturm (13. Jh.) überragt ein gotisches Langhaus (15. Jh.) im schönen Maßwerkfenstern und weiteren Details desselben Stils. Ein paar Kilometer weiter. westlich der B 327 und endlich abseits vom ›Bankreis‹ der Militäranlagen, liegt Raversbeuren hinter dem Wald.
Hier senken sich die Hunsrückerhöhen bereits deutlich zum Moseltal hinab; manche Ortschaften, so auch Raversbeuren, halten gewissermaßen geologische Terrassen- oder Logenplätze besetzt, mit weiten Ausblicken über die schluchtigen Bachtäler, verwinkelte Gebirgsausläufer, den ›rebenumkränzten‹ Flusslauf in der Tiefe und darüber hinweg bis zu den entfernteren Eifelhöhen. Im Sommer überdeckt das Wäldergrün in allen erdenklichen Schattierungen die übrigen Farben, und nach dem Blätterfall des Herbstes kleidet sich die Landschaft in jene hauchig einander durchdringenden und voreinander zehrenden Mischfarben zwischen Violett, Erdgrau und Buchenbraun, oft verschleiert oder konturiert durch ein blasses Silber. Eingefleischte Lokalpatrioten behaupten, nirgendwo anders als eben in Hunsrück sei ein vergleichbares Farbenspiel zu beobachten. Skeptiker vergessen dabei allerdings auch nicht zu erwähnen, dass derlei Nuancen schwermütiger Stimmung förderlich seien.
Schiefer auf den Dächern und an den Wetterseiten der Häuser im Dorf, und daraus hervor lugt der kleine Kirchturm (13. Jh.) - dies ist der erste Eindruck von Raversbeuren. Drüben bei den ›Wackensteinen‹ am Leishügel kann man das ausgedehnte Areal eines einst riesigen Landgutes aus der Römerzeit abschreiten. Ob die jetzige Ortsgemeinde ihren noch hin und wieder gebrauchten Beinamen ›lateinisches Dorf‹ davon erhielt, ist zweifelhaft. Einer pfarramtlichen Notiz aus älterer Zeit zufolge soll sich unter den Bauern hier durch alle geschichtlichen Jahrhunderte erstaunlicherweise die Kenntnis von Grundzügen der lateinischen Sprache erhalten haben. Konkreter wirken demgegenüber die überlieferten Daten, so z.B. eine Urkunde aus dem Jahr 908 mit dem Hinweis, dass ein Königshof hier mit rund 120 Morgen Landbesitz durch Ludwig das Kind offenbar dem Trierer Erzbistum geschenkt worden ist. 1324 findet sich der Ort als ›Ravengisburen‹ in einer anderen Urkunde aufgeführt; diese Namensform weist als ›Brunnen des Ravengar‹ vielleicht auf eine Zugehörigkeit zum alten Ravengiersburg hin. Wahrscheinlich war die Bezeichnung sogar von dem noch erhaltenen Ziehbrunnen am nördlichen Ortsende abgeleitet worden.
Am spätgotischen Kirchenportal wie auch an der mit Bildern des Petrus und der vier Evangelisten bemalten Kanzel findet sich die Jahreszahl 1707 als eindeutiger Beleg für Erbauungszeit und Ausgestaltung des an den romanischen Westturm gefügten Langhauses. Auch die Brüstungsfelder an der hölzernen Männer-Empore des Raversbeurener Hotteshauses zeigen qualitätsvolle Gemälde nach biblischen Szenen; 11 von diesen 18 Motiven sind dem Alten Testament entnommen. Als Schöpfer dieser Kunstwerke in barocker Manier kommt trotz fehlender Signatur mit größter Wahrscheinlichkeit Johann Georg Engisch in Frage.
Raversbeurens bekanntester Bürger war Albert Bauer (1890-1960), der zeitlebens auch Bauer von Beruf und darüber hinaus einer der wichtigsten Hunsrückdichter gewesen ist. Für sein in den zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts auch überregional bekanntes literarisches Werk erhielt er 1936 in Düsseldorf den Immermann-Preis. Die Romane ›Folkert der Schöffe‹ (1934) und ›Hagen von Troneck ‹ (1943) sowie die gemeinsam mit Elly Kramb (1896-1964) geschriebene ›Raversbeurener Passion‹ (1952) und weitere dramatische Arbeiten erfuhren nach teils beeindruckenden Erstauflagen späterhin keine größere Verbreitung mehr. Bauers Gedichte findet man nur noch gelegentlich im heimatkundlichen Schrifttum.
Auch im Gotteshaus (1717/81) von Lötzbeuren hat der Maler Johann Georg Engisch mit mehr als zwanzig biblischen Bildern ein kunstvolles Œuvre hinterlassen, dessen Ensemble eine rundum barocke Ausstattung prägt, die zu den schönsten weit und breit gerechnet wird. Eine Stumm-Orgel von 1752 komplettiert dieses kostbare Interieur.
Bis Irmenach sind es jetzt nur noch wenige Kilometer. In dessen Kirche (Turm 17.Jh., Langhaus 1870-72) kann ebenfalls ein Orgelprospekt (1776) aus der Stummschen Werkstatt bewundert werden. Der Dichter Jakop Kneip (1881-1958) hat längere Zeit in Irmenach gelebt. Er war schon 1904 mit einem ersten Gedichtband hervorgetreten, gründete dann 1912 mit Josef Winkler und Wilhelm Vershofen gemeinsam den ›Bund der Werkleute auf Haus Nyland‹ und war - nach Berufsverbot während der nationalsozialistischen Periode - Präsident des ›Rheinischen Kulturinstituts‹ von 1946 bis 1953. In Kneips Romanen und sonstigen Schriften spielen Land und Leute des Hunsrücks häufig eine bedeutsame Rolle. Am bekanntesten war ›Hampit der Jäger‹ (1927), und der folgende melancholische Heimatvers wird bis heute in der Region sehr häufig zitiert:
Ich komm aus einem düsteren Land, wo mein Väter harte Hand jahrhundertlang geführt den Pflug, und wo der Frauen stummer Zug allmorgendlich die Kirche füllt. Die Scholle liegt dort rauh und wild. |
Tief braust der Wald, scharf weht der Wind, und Bauer, Bäurin, Ross und Rind gehn voller Mühsal, dumpf und schwer, gebt mir die Hand! Wie ich bin, so arm und reich - so nehmt mich hin. |
Ob es wohl an einem schwer auszulotenden ›genius loci‹ liegen mag, dass in dieser Gegend, auf diesem Hunsrücker ›Balkon‹ über der Mosel ein regelrechtes ›Dreigestirn‹ schöpferischer Menschen zur gleichen Zeit am Anfang dieses Jahrhunderts zu Werke gegangen ist? Kann Albert Bauer als Bauerndichter von echtestem Schrot und Korn bezeichnet werden, betrachtet man Jakob Kneip als Mentor der rheinischen Arbeiterdichtung, so wird Friedrich Karl Ströher (1876-1925) aus Irmenach als Maler und Graphiker in vergleichbarer Weise den Künstlern zuzurechnen sein, die von der kraftvollen Tradition ihrer Heimat erste Impulse empfingen, sich darauf an weltläufigeren Inhalt schulen konnten und letztlich in ihrem reifen Schaffen doch wieder zum Einklang mit dem Hunrücker Kulturerbe gediehen sind.
Vom Dorf Irmenach aus kann man entweder über Starkenburg, wo einst die sponheimsche Grenzfeste über dem Flußtal wachte, zur Mosel hinab- oder in umgekehrter Richtung wieder zur Hunsrück -›Magistrale‹ B 327 hinauffahren. Eine andere Möglichkeit ergibt sich aber auch zu kleinen Streifzügen hinüber nach Longkamp durch eine Anzahl sehr hübscher kleiner Dörfer und dann über die B 50 hinunter nach Bernkastel-Kues. Andererseits zweigt in Longkamp aber auch eine weitere Straße ab, die ins wildromantische Tal durch Kautenbach und Bad Wildstein nach Traben-Trarbach führt.
Wer hingegen auf den Hunrückhöhen bleiben möchte, kann von Irmenach über Beuren den kurzen Abstecher nach Kleinich unternehmen, dessen klassizistische Kirche (1789/90) sowohl im Stil als auch durch ihre im behaglichen Ortsbild besonders auffallenden Ausmaße überrascht. Ihr Turm birgt noch die erheblich älteren Relikte eines Bauwerks aus frühromanischer Zeit.
Text über Dill von Uwe Anhäuser, Hunsrück und Naheland, DuMont-Kunst-Reiseführer, 1987
Mächtig lastet als grauer Klotz aus Schiefersteinen die Burgruine auf dem Berg. Der 1107 als Eigentum des Adalbertus de Dille erstmals erwähnte Sitz, später unter den Sponheimer Grafen als Stammburg bedeutend, von Kurfürst Balduin ein erstes Mal und dann 1697 durch die Franzosen endgültig zerstört, gibt noch immer manches Rätsel auf, obwohl seine Besitzer im 19./20. Jahrhundert, Jakob Röhrig (seit 1853) und Giselher Castendyck (seit 1960), bei umfangreicher Grabungstätigkeit eine Fülle interessanter Funde machen konnten. Vielleicht ist es nicht einmal abwegig, das an Bauresten der Oberburg noch erhaltene Mauerwerk im Fischgrätmuster ähnlich zu deuten, wie es z.B. für die Ehrenburg bei Brodenbach und mehrere Architekturen in Trier hervorgehoben wird: Demnach könnten römerzeitliche Christen als Bauhandwerker hier tätig gewesen sein und das religiöse Fischsymbol als Glaubenszeichen eingefügt haben. An derselben Stelle ausgegrabene Münzen erhärten diese Wahrscheinlichkeit. Es wäre sowieso kaum denkbar, dass die römischen Landesherren diesen keinen Kilometer von der Wachstation am antiken Straßenzug so günstig gelegenen Hügel nicht zumindest als kleinen Stützpunkt genutzt hätten.
Im Bereich der Niederburg erhebt sich die 1701 auf den Fundamenten der einstigen Schlosskapelle erbaute evangelische Kirche. Der kleine Barockbau birgt kostbare Gemälde des Kirner Künstlers Johann Georg Engisch an der Emporenbrüstung und das große Motiv der ›Verklärung Christi‹ an der Decke. Letzteres weist in einer Ecke die Signatur »J.G. Engisch fecit 1714.«
Was Dill selbst für den flüchtigen Besucher aber als ungewöhnlich interessant erscheinen lässt, sind seine teils vortrefflich erhaltenen oder restaurierten Fachwerkhäuser, darunter auch etliche mit schön geschnitzten Eingangstüren. Und die ansonsten im Hunsrück nur noch gelegentlich anzutreffende Sonderform der sogenannten Tempelwand kann hier gleich an mehreren Bauwerken beobachtet werden: Dabei handelt es sich um etwa einen Meter hohe Fachwerkaufsätze, die zwischen Obergeschoss und Dachtraufe eingefügt wurden. Sinn dieser noch zu Anfang dieses Jahrhunderts ausgeführten Baumaßnahmen war die Vergrößerung des Schüttbodens im Dachspeicher. Denn dort wurde das Brotgetreide eingelagert, und zu seiner besseren Durchlüftung setzte man in die Tempelwand kleine (oft ovale) Fensteröffnungen ein, die diesen Häusern in der Außenansicht einen hübschen Gliederungsakzent verleihen.
Würrich
ca. 170 Einwohner, 433 ha, davon 179 ha Wald, PLZ 56858
Gastgeber in Würrich
Würrich liegt zentral im Hunsrück, direkt an der Hunsrückhöhenstraße B 327 in einer Höhe von 450 m über NN und in unmittelbarer Nähe zum Flugplatz Frankfurt - Hahn.
Der Ort wurde im Jahr 1295 erstmals urkundlich erwähnt und war im Besitz der Grafen von Sponheim. Bereits 1317 wurde in Würrich eine Kapelle genannt. 1437 fiel der Ort den Markgrafen von Baden und den Pfalzgrafen bei Rhein zu, die als Gemeinherren Belg und Würrich verwalteten. 1708 kam es zur Teilung des Herrschaftsgebietes, Belg und Würrich wurden dem Markgrafen von Baden zugeteilt. Mit der Besetzung des linken Rheinufers 1794 durch französische Revolutionstruppen wurde der Ort französisch, 1815 wurde er auf dem Wiener Kongress dann dem Königreich Preußen zugeordnet.
In der Flur „Auf der Acht“ wurde 1870 ein römischer Gutshof entdeckt.
Nach dem Ersten Weltkrieg zeitweise wieder französisch besetzt, ist der Ort seit 1946 Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
Das ehemalige Schulhaus von Würrich wurde 1996 am Originalstandort abgebaut und im Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof wieder errichtet.
Zwei sponheimische Höfe lagen in der Nähe der Kirche. Der Turm der heutigen Kirche ist aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Zwei Glocken aus dem 15. Jahrhundert wurden von Claus von Echternacht gegossen.
Würrich hat große Waldbesitzungen südlich der Hunsrückhöhenstraße.
www.wuerrich.de
Tourist-Information Kirchberg
Marktplatz 6
55481 Kirchberg
Tel.: 0 67 63 - 91 01 44
Fax: 0 67 63 - 91 01 49
E-Mail: touristik@kirchberg-hunsrueck.de
www.kirchberg-hunsrueck.de
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Woppenroth
Verbandsgemeinde Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreisca. 280 Einwohner, 867 ha, davon 498 ha Wald, PLZ 55490
Gastgeber-Tipp in Woppenroth
Woppenroth liegt auf einer Hochfläche zentral im Hunsrück in einer Höhe von 406 m über NN. Südlich des Dorfes erhebt sich der Lützelsoon, westlich liegt das Hahnenbachtal, östlich das Kellenbachtal. Die Hochfläche zieht sich nördlich bis nach Dickenschied und Kirchberg hin.
Woppenroth ist ein Ort mit einem Rodungsnamen. Die Orte mit der eigentlichen Rode-Endung, wie auf -rath oder -roth, fallen zumeist in die Zeit der Fränkischen Landnahme. Dies wird durch die Lage des Ortes in den leichter zu bearbeitenden trockenen Hochflächen des Hunsrücks unterstrichen.
In der Woppenrother Gemarkung wurden Werkzeuge aus der Jungsteinzeit entdeckt. In Hügelgräbern (1600–1200 v. Chr.) wurden nach 1945 Bronzeschmuck (Armreife und Ringe) sowie Tongefäße gefunden.
Die erste urkundliche Erwähnung von Woppenroth stammt aus dem Jahr 1269. In der Urkunde versetzt Wildgraf Emich von Kyrburg (bei Kirn gelegen) das Dorf für 100 trierische Pfund an Wilhelm von Schmidtburg (zwischen Kirn und Rhaunen; zur weiteren Geschichte des Gebietes siehe bei Simmern).
Mit der Besetzung des linken Rheinufers 1794 durch französische Revolutionstruppen wird Woppenroth Teil von Frankreich. 1815 wurde es auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen und von Preußen 1822 seiner Rheinprovinz zugeordnet. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg war der Ort zeitweise wieder französisch besetzt. Seit 1946 ist der Ort Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
Die ehemaligen Wohnplätze Kaffeld und Blickersau im Bereich von Woppenroth sind schon seit langer Zeit Wüstungen. Kaffeld wurde 1399 in der nassauischen Fehde zerstört.
Das am Hahnenbach gelegene Blickersau, dessen Gemarkung sich heute auf Woppenrother und Hauser Gemeindegebiet befindet, war 1469 bereits verfallen, erstand im 19. Jahrhundert aber für ein paar Jahre wieder neu.
Über die Ruine der Hellkirch, 60 m über dem Hahnenbachtal gelegen, ist nicht viel bekannt. Die Architektur – 1,5 m dicke Mauern, innere Seitenlänge 4,5 m, quadratischer Raum – lässt auf ein hohes Alter schließen. Wahrscheinlich war sie ein religiöser Bau, vermutlich eine Kapelle. Der Name leitet sich wohl vom mittelhochdeutschen „helde“ her, was eine Anhöhe mit steilem Gefälle bezeichnete; mundartlich ist „Hell“ noch bis ins 20. Jahrhundert als Bezeichnung für steil abfallende Berghänge belegt.
Woppenroth wurde durch den Film "Heimat" von Edgar Reitz als fiktive Ortschaft Schabbach bekannt.
Ergänzende Texte:
Tourist-Information Kirchberg
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55481 Kirchberg
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Woppenroth in Google Maps
Gastgeber-Tipp in Woppenroth:
Ferienwohnung Woppenroth Hauptstraße 25 55490 Woppenroth Tel./Fax: 06544-9916820 E-Mail: rieck-cornelia@t-online.de www.ferienwohnung-woppenroth.de |
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Weitere Gastgeber:
Womrath
Verbandsgemeinde Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreisca. 220 Einwohner, 839 ha, davon 327 ha Wald, PLZ 55481
Gastgeber in Womrath
Womrath liegt auf einem Höhenrücken des Hunsrücks südöstlich von Kirchberg in einer Höhe von 375 m über NN. Zum Dorf gehört der im Tal des Simmerbachs gelegene Weiler Wallenbrück.
Womrath ist seit der Steinzeit besiedelt, wie Funde in der Gemarkung zeigen. Aus der Zeit von Kelten, Treverern und Römern wurden Teile einer Jupiterstatue, Schmuck, Tongefäße und Urnen aus Ton sowie Kupfer entdeckt. Die Römer bauten eine Straße durch Womrath, die die Fernstraße Trier–Bingen ab Dumnissus (heute: Denzen, Ortsteil von Kirchberg (Hunsrück)) mit dem Nahetal verband und nach Cruciniacum (heute: Bad Kreuznach) führte. 1924 wurde in 50 cm Tiefe eine gepflasterte Römerstraße nachgewiesen.
Womrath wird erstmals 1299 urkundlich erwähnt. In der Umgebung sind die Womrather auch bekannt als »Die Schweizer«. Zu diesem Spitznamen kamen es nach 1648, weil viele Einwanderer aus der Schweiz her kamen.
Früher war das Leben im Dorf von der Landwirtschaft geprägt, heute gibt es nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe. Ein ehemaliger Bauernhof von früher ist heute ein »Pferdehof«. Dort werden 25 eigene und fremde Pferde betreut. Dazu werden geführte Reittouren durch die Gegend angeboten.
ergänzender Text
Womrath im Internet
Tourist-Information Kirchberg
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www.kirchberg-hunsrueck.de
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Wahlenau
Verbandsgemeinde Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreisca. 240 Einwohner, 446 ha, davon 172 ha Wald, PLZ 55491
Gastgeber in Wahlenau
Wahlenau liegt westlich von Kirchberg in einer Höhe von 460 m über NN.
Funde einer eisenzeitlichen Grabhügelgruppe findet man im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Römische Scherben wurden an der Ausoniusstraße gefunden. Sie bildet die südliche Gemarkungsgrenze. 1301 besaß Graf Johann II. von Sponheim-Kreuznach das Sohrener Reichslehen, zu dem auch Wahlenau gehörte.
Mit der Besetzung des linken Rheinufers 1794 durch französische Revolutionstruppen wurde der Ort Teil von Frankreich. 1815 wurde er auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Ort zeitweise wieder französisch besetzt. Seit 1946 ist der Ort Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
1961 wurde die evangelische Kirche errichtet.
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Unzenberg
ca. 450 Einwohner, 550 ha, davon 115 ha Wald, PLZ 55483
Gastgeber in Unzenberg
Unzenberg liegt ziwschen Kirchberg und Simmern im Kauerbachtal in einer Höhe von 348 m über NN.
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Unzenberg, Göbenhausen und Tombach.
Zum Ort gehört der Anfang des 20. Jh. erbaute Unzenberg-Bahnhof, der ca. 1 km südlich von Unzenberg entfernt liegt.
Die Trasse der heute stillgelegten Hunsrückquerbahn verläuft zwischen Langenlonsheim und Hermeskeil.
Der Ort ist aus den Ansiedlungen Göbenhausen (7 Höfe), Tombach (3 Höfe) und Unzenberg (9 Höfe) entstanden. Die erste Erwähnung findet sich im Gefälleregister des Grafen Simon II. von Sponheim im Jahre 1310.
Mit der Besetzung des linken Rheinufers 1794 durch französische Revolutionstruppen wurde der Ort französisch, 1815 wurde er auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte der Bau des außerhalb des Ortes liegende Bahnhof.
Nach dem Ersten Weltkrieg zeitweise wieder französisch besetzt, ist der Ort seit 1946 Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
www.unzenberg.de
Tourist-Information Kirchberg
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55481 Kirchberg
Tel.: 0 67 63 - 91 01 44
Fax: 0 67 63 - 91 01 49
E-Mail: touristik@kirchberg-hunsrueck.de
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Todenroth
ca. 100 Einwohner, 156 ha, davon 36 ha Wald, PLZ 55481
Todenroth ist eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde und liegt auf der zentralen Hunsrück-Hochfläche zwischen Kappel und Kirchberg in einer Höhe von 390 m über NN.
In Todenroth gibt es eine evangelische Kirche. Es ist ein neugotischer Backsteinbau aus dem Jahr 1894.
ergänzender Text
Todenroth im Internet
Tourist-Information Kirchberg
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55481 Kirchberg
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Fax: 0 67 63 - 91 01 49
E-Mail: Buergermeister@Ortsgemeinde-Todenroth.de
www.ortsgemeinde-todenroth.de
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Sohrschied
Verbandsgemeinde Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreisca. 100 Einwohner, 446 ha, davon 153 ha Wald, PLZ 55487
Sohrschied liegt am Rande des Kyrbachtals beiderseits des Aubachs, zentral im Hunsrück in einer Höhe von 370 m über NN.
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1428. Sohrschied gehörte zum Hochgericht Rhaunen der Wild- und Rheingrafen. Seit dem 16. Jahrhundert stand der Ort unter der Herrschaft der Hinteren Grafschaft Sponheim. Mit der Besetzung des linken Rheinufers 1794 durch französische Revolutionstruppen wurde der Ort französisch, 1815 wurde er auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg zeitweise wieder französisch besetzt, ist der Ort seit 1946 Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
Alte Schreibformen von Sohrschied: Sorscheyt, Sorscheid, Sorschydt, Sorschytt und Sorschiedt.
ergänzender Text
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Schwarzen
ca. 150 Einwohner, 388 ha, davon 170 ha Wald, PLZ 55481
Schwarzen liegt in einer Tallage zentral im Hunsrück zwischen der Hunsrückhöhenstrasse B 327 und der Bundesstraße B 50 in einer Höhe von 397 m über NN. Nachbarorte sind Ober- und Nieder-Kostenz, Würrich, Kappel, Kludenbach und Todenroth.
Erstmalige Erwähnung 1259 in einer Urkunde des Wildgrafen Konrad und des Grafen Gerlach von Veldenz. 1794 wurde der Ort durch Besetzung des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen französisch. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde Schwarzen dem Königreich Preußen zugeordnet. Zeitweise war der Ort nach dem Ersten Weltkrieg wieder französisch besetzt. Seit 1946 ist er Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
Sehenswert in Schwarzen ist ein verschiefertes Fachwerkhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jh..
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E-Mail: touristik@kirchberg-hunsrueck.de
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Sohren
Verbandsgemeinde Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreisca. 3.400 Einwohner, 942 ha, davon 325 ha Wald, PLZ 55487
Gastgeber in Sohren
Die Ortsgemeinde Sohren liegt zentral im Hunsrück und genau im Zentrum des Landes Rheinland-Pfalz. Nördlich von Sohren verläuft die Bundesstrasse B 50, 2 km nordwestlich liegt der Flughafen Hahn. 8 km südwestlich beginnt der Idarwald. Durch den Ort fließt der Grundbach, der später in den Sohrbach einen Nebenbach des Kyrbachs, übergeht.
Sohren wird 372 n. Chr. durch den Römer Ausonius zum ersten Male in seinem Reisegedicht erwähnt.
Die urkundliche Ersterwähnung stammt aus dem Jahre 846 als die Sororo marca (Gemarkung Sohren) vom Nahegaugraf Adilbert dem Kloster St. Alban in Mainz geschenkt wurde.
Das Reichsgut Sohren wurde mit den Ortschaften Hahn, Bärenbach, Büchenbeuren, Lautzenhausen, Niedersohren, Niederweiler und Wahlenau sowie den heute nicht mehr existierenden Dörfern Litzelsohren, Vockenrode und Niederhoven 1301 mit Erlaubnis von König Albrecht I. dem Grafen Eberhard von Sponheim-Neef und seiner Gemahlin Elisabeth übertragen. Mit dieser Übertragung endete die Geschichte des Königsgutes Sohren als selbstständiger Einheit.
König Friedrich III. belehnte 1442 den Markgrafen von Baden, Jakob I., und den Grafen von Veldenz als Erben der Grafschaft Sponheim. Nach dem Tode des Jakobs I. von Baden belehnte Kaiser Friedrich III. 1455 dessen Nachfolger, den Markgrafen Karl I. und Pfalzgraf Friedrich von Veldenz, mit dem Sohrener Besitz.
Der Grenzverlauf der Pflege (Verwaltungsbezirk) Sohren wurde 1476 genau beschrieben. Die Sohrener Pflege umfasste die Gemarkungen von Sohren, Niedersohren, Niederweiler, Wahlenau, Büchenbeuren, Lautzenhausen, Bärenbach und Hahn. Ein Gerichtssiegel aus dem Jahre 1599 bestätigt, dass Sohren im 15. Jahrhundert ein eigenes Gericht hatte. Es war mit einem Schultheißen und sieben Schöffen besetzt.
Der Sponheimer Hof, ehemaliger Königshof Sohren aus der karolingischen Zeit, wurde 1607 renoviert. Ein Staatsvertrag bezüglich der Teilung der vorderen Grafschaft Sponheim zwischen Kurpfalz und Baden wurde 1707 unterzeichnet. Die Pflege Sohren war nun ein Teil des badischen Oberamtes Kirchberg.
Die Besetzung des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen erfolgte 1794. Durch den Frieden von Campo Formio 1797 fiel das linke Rheinufer an Frankreich. Sohren wurde Mittelpunkt einer Mairie mit den Orten Altlay, Bärenbach, Belg, Büchenbeuren, Lautzenhausen, Niedersohren, Niederweiler und Wahlenau mit insgesamt 2.407 Einwohnern. Nach Ende der Franzosenzeit fiel der Raum Sohren 1815 zum preußischen Kreis Zell. Sohren wurde Sitz einer Bürgermeisterei mit 18 Ortschaften.
Nach dem Ersten Weltkrieg war der Ort zeitweise wieder französisch. 1946 wurde er Teil des neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz.
In nordöstlicher Richtung der Gemeinde, in der Nähe der Birkenhöhe, befindet sich der Jüdische Friedhof Soren. Das jüngste Grab datiert von 1965. Angelegt wurde der Friedhof wahrscheinlich schon vor 1850. Die Sohrener Synagoge wurde nach dem 9. November 1938 zuerst zugenagelt und später von einem NS-Rollkommando zerstört.
In Sohren gibt es eine evangelische Kirche deren älteste Teile aus dem späten 15. Jh. stammen. Bis 1907 wurde sie als Simultankirche geutzt.
Die katholische Kirche ist dem heiligen Michael geweiht. Der neugotische Backsteinbau wurde 1907 nach Plänen des Architekten Endler aus Köln errichtet.
ergänzender Text
www.sohren.de
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Schlierschied
Verbandsgemeinde Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreisca. 200 Einwohner, 860 ha, davon 519 ha Wald, PLZ 55483
Schlierschied liegt am Nordrand des Lützelsoons, in unmittelbarer Nähe der höchsten Erhebung mit 597 m des »Kleinen Soons« wie der Lützelsoon auch genannt wird. Schlierschied liegt südlich von Kirchberg.
Die Besiedelung Schlierschieds geht bis in die Römerzeit zurück, das beweisen römische Funde, die 1951 am Ortsrand entdeckt wurden. 1335 wurde urkundlich eine der Mutter Gottes geweihte Kapelle erwähnt, die zum Pfarrbezirk Gemünden gehörte. Eine selbständige Pfarrei wurde Schlierschied 1609. 1882 wurde eine neue Kirche gebaut. Diese wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt und musste wieder aufgebaut werden.
Obwohl in der Gemarkung Schlierschied nur geringer Schieferabbau betrieben wurde, findet man am Angelbach in der Nähe der B 421 einen schönen Schiefer-Gewölbedurchlaß.
Im Dorfmittelpunkt befindet sich ein Springbrunnen von 1985 bestehend aus zwei Quadersteinen. Die zu Schlierschied gehörende Anzenfelder Mühle war Drehort für den Film »Heimat« von Edgar Reitz. Der Kellenbach östlich von Schlierschied gelegen teilt den Soonwald und den Lützelsoon. Das Bachtal lädt zum Wandern ein, es finden sich dort bizarre Felsformationen z.B. der Langenstein.
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