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Rhaunen

Nationalparkverbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen, Kreis Birkenfeld
ca. 2.260 Einwohner, 1.075 ha, davon 363 ha Wald, PLZ 55624
Gastgeber in Rhaunen



Als Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde ist Rhaunen der Mittelpunkt für die umliegenden Ortschaften. Er liegt, 400 m hoch, unter dem Osthang des Idarkopfes (746 m) fast genau in der geographischen Mitte zwischen den Tälern von Nahe und Mosel.

Als eine der ältesten Siedlungen des Hunsrücks, wurde Rhaunen erstmals im Jahr 841 n. Chr. in einer Urkunde des Klosters Lorsch an das Kloster Fulda unter seinem ursprünglichen Namen »Rhuna« erwähnt.

Seine klimatische Vorzugslage in einer breiten Talmulde zwischen Idarkopf und Lützelsoon ließ es bereits im frühen Mittelalter zum zentralen Kirchspielort, Marktflecken und Gerichtssitz für nicht weniger als 17 Dörfer der nahen Umgebung aufsteigen. Drei davon gelangten 1330 an den Erzbischof von Trier. In französischer Zeit wurde Rhaunen Zentrum eines Kantons im Arrondissement Birkenfeld, danach Amtssitz im preußischen Kreis Bernkastel, seit der Gebietsreform ist es Sitz einer Verbandsgemeindeverwaltung im Landkreis Birkenfeld.

Außer der Land- und Forstwirtschaft sowie etlichen Handwerksbetrieben war seit dem späten Mittelalter hauptsächlich der Bergbau auf Dachschiefer von wichtiger Bedeutung. Es gab rund ein Dutzend Schiefergruben, die nach dem Zweiten Weltkrieg noch über mehrere Jahre betrieben wurden. Die letzten wurden um das Jahr 1960 wegen Unrentabilität stillgelegt.

Da neben Rhaunel-, Idar-, Fromm-, Alt- und Kappelbach noch mehrere kleine Seitenläufe im Talkessel von Rhaunen zusammenfließen, wurde früher der Ort das »Siebentälerdorf« genannt. Mühlen und Sägewerke standen an fast allen größeren Bächen, die heute bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr vorhanden sind.
Hier treffen sich die Wege aus Gösenroth, Hausen, Bundenbach, Sulzbach, Stipshausen, Hottenbach und Krummenau, wobei die letzten beiden erst in diesem Jahrhundert angelegt wurden (heute L 182, L 162, L180, K 66 und K 75).

Unter Rhaunens Kulturdenkmälern ist der Königstein (ein prähistorischer Menhir) zweifellos das älteste und zugleich rätselhafteste.
An die lange Herrschaftsperiode des Rheingrafen von Salm-Salm erinnert noch heute das historische Salm-Salm-Haus (heutiges Gasthaus zum Löwen) in der Ortsmitte. Dieses mit dem Salm'schen Wappen geschmückte Anwesen hatte seit dem 12. Jahrhundert ein regionales Verwaltungszentrum der Wildgrafschaft beherbergt. Unter französischer Herrschaft diente es als Gendarmeriekaserne, in preußischer Zeit anfangs als kath. Pfarrhaus dann bis 1899 als Gerichtsgebäude (heute Gasthaus). Der Amtmann, der die kurfürstlich – trierische Quart am Hochgericht Rhaunen verwaltete, saß auf der Schmidtburg (bei Bundenbach).

Das Alte Rathaus wurde im Jahr 1723 als monumentale Zierde des Ortskerns errichtet. Das verschieferte Obergeschoß wird von vier mächtigen Eichensäulen seiner offenen Vorhalle, welche früher als Gerichtslaube diente, gestützt. Noch heute dient das historische Gebäude, nunmehr unter Denkmalschutz gestellt, dem Ortsgemeinderat als Tagungsraum.

Die das Ortsbild prägende am Hang über dem Ort liegende evangelische Kirche fußt teilweise auf Mauern aus dem 8. Jahrhundert, die ihrerseits noch die Fundamente eines römerzeitlichen Landhauses einbeziehen. Der romanische Turm wurde im 12. Jahrhundert erbaut und erhielt einen mit vier Ecktürmchen verzierten gotischen Spitzhelm in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Um das Jahr 1500 entstand der spätgotische Chor; das Langhaus wurde um 1700 von Grund auf neu erbaut. Ein neben ihrem Eingang vermauertes Relief mit der Darstellung seltsamer Maskenköpfe stammt wohl von einem vor- oder frühromanischen Sakralbau. Als besondere Kostbarkeit birgt dieses stillvolle Gotteshaus die älteste noch erhaltene aller Stumm-Orgeln, aus dem Jahr 1723, auf der Johann Michael Stumm aus dem benachbarten Sulzbach das erste seiner späterhin so weitberühmten Meisterstücke spielte. Zum Kirchspiel Rhaunen zählten die Orte Sulzbach, Weitersbach und bis 1504 auch Stipshausen.
Die Kirche wurde seit 1685 von beiden Konfessionen genutzt, bis die kath. Gemeinde sich 1887/88 eine eigene Kirche errichtete.

Rhaunen war jahrhundertelang Gerichts-, Verwaltungs- und Handelszentrum. 1899 wurde im neubarocken Stil das königlich-preußische Amtsgericht mit Gefängnis und ummauerten Gefängnishof errichtet.
Die Entwicklung Rhaunens erreichte ihren Höhepunkt in der preußischen Zeit, als Bürgermeisteramt, Amtsgericht, Oberförsterei, Notariat, Katasteramt, Molkerei, eine kath. und eine ev. Schule, eine Berufsschule, eine ev. und eine kath. Kirche, eine Synagoge (in Salzengasse) und ein Krankenhaus vorhanden waren.
In den letzten Jahrzehnten, im Zuge der Vergrößerung regionaler Einheiten, hat der Ort seine Zentrumsfunktion zunehmend verloren, verblieben sind die Verbandsgemeindeverwaltung , die beiden Kirchen und eine Mittelpunktschule.

Die lange Zeit gültige Zentrumsfunktion hat auch auf die Ortsstruktur Einfluss genommen: Im Gegensatz zu den Streusiedlungen der umgebenden Dörfern weist Rhaunen eine verdichtete Bebauung auf. Im Grundriß sind noch heute die alten Quartiere in den drei dicht bebauten Inseln zu erkennen, die von der bachparallelen Otto-Conradt-Straße (früher am Bach, dem Unterdorf, der Hauptstraße, der Straße am Wartenberg und dem heutigen sog. Marktplatz eingegrenzt werden.

Zu den ältesten erhaltenen Bauten aus dem frühen 18. Jh. gehören das leider stark veränderte Haus »Am Wartenberg 2« mit seinem verschieferten Schweifgiebel und das Rathaus, eines der ganz wenigen Beispiele dieser Art in der Gegend.
Aus dem späten 18. Jh. sind die Wohn – und Bauernhäuser Unterdorf 5 (mit leicht verputztem Fachwerkobergeschoß), Unterdorf 6 ( früher Nr. 4), die bescheidenen Häuser Unterdorf 11 und 13, die stattlicheren Unterdorf 8, 10 und 12 und schließlich die aufwendigen Bauten Otto-Conradt-Straße 3 und 5 (zwei leider stark veränderte Mansarddachhäuser) sowie das ehem. Gasthaus Hauptstraße 12 erhalten.

ergänzende Texte:

Die Dörfer vor dem Wald
Stumm-Orgeln aus Sulzbach

www.rhaunen.de

 
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